Tag 11 – 13 – Kungsbacka
Nach einem ungeplanten Stop in Kungsbacka mussten wir unfreiwillig zwei Nächte in ein Hotel ziehen.
Was war passiert? Schon zu Beginn unserer Reise, erschien im Cockpit unseres mobilen Zuhauses die Anzeige „Ölwechsel durchführen“. Nach Rücksprache mit dem Wohnmobil-Vermieter hieß es, „Alles gar kein Problem, das erfolgt mit der nächsten Inspektion!“ Gut, wenn er uns das sagt, fahren wir weiter.
Das Fahrzeug ist zwei Jahre alt bzw. jung, was soll daran schon sein.
Nach mehren Tagen und einigen hundert Kilometern später, wir kommen gerade zurück von der Inselgruppe Öckerö, erscheint die Meldung erneut und diesmal dauerhaft während der Fahrt. Zusätzlich blinkt das Symbol für die Ölkanne ROT!
Na toll! Und jetzt? Wir sind ja keine Kfz-Experten und zudem in einem fremden Land, tausende Kilometer von Zuhause entfernt, irgendwie müssen wir ja auch wieder zurück kommen.
Wie fahren erstmal kurz an eine Raststätte und kontrollieren, im strömenden Regen, den Ölstand im Motorraum. Genug Öl ist vorhanden, zwar sehr schwarz, aber laut parallel stattfindender Recherche im Internet, ist das bei einem Diesel normal. Wir fahren erstmal weiter.
Ich muss nicht erwähnen, dass die Stimmung im Fahrzeug an einem seidenen Faden hängt.
„Ölwechsel durchführen!“ wird weiterhin penetrant vom Cockpit gemeldet, und um es deutlich zu machen, blinkt diese Ölkanne immer noch ROT! Rot ist ja eigentlich als Signalfarbe zu werten „Achtung!“ Wir fahren erstmal weiter.
Als Co-Pilotin ist es meine Aufgabe parallel in der Fahrzeug-Anleitung, im Serviceheft sowie im Internet zu recherchieren. Naja, was soll ich sagen, ÜBERALL steht bei der vorliegenden Meldung: „Stop! Sofort anhalten!“
In den Fahrzeugunterlagen ist zum Glück eine Liste aller ausländischen Vertragspartner vorhanden, die unsere Art Mobil betreuen und reparieren können. Ein Auto-Händler in Kungsbacka ist auch dabei, zufällig sind wir gerade auf der Autobahn nur einen Kilometer vor der Ausfahrt von Kungsbacka. Das ist unser Zeichen. Wir fahren ab.
Zuerst steuern wir einen ebenfalls stationierten FIAT-Händler an. Schließlich fahren wir einen Fiat-Ducato. Ich wollte schon immer mal mit einem italienischen Fahrzeug in eine schwedische Auto-Werkstatt fahren und auf englisch erklären, was unser Problem ist. Aber manchmal muss man einfach handeln.
Ich stürme in die erstbeste Tür und bitte den verdutzten Mann um Hilfe. Er ist sehr freundlich, spricht perfekt englisch (wie irgendwie alle Schweden, mit denen wir es zu tun haben!) und kommt sofort mit nach draußen zu dem Patienten auf vier Rädern. Er misst den Ölstand, haben wir auch schon gemacht, ist genügend drin. Das wissen wir bereits. Dann schaut er ins Cockpit und sieht das rot leuchtenden Symbol für die Ölkanne. Sein Gesicht spricht Bände. Wenn es sein Wagen wäre, würde er nicht mehr damit fahren! Na, toll! Das beruhigt uns ja ungemein.
Das nächste Problem bei der ganzen Geschichte: es ist Samstag! Und genau wie in Deutschland auch, sind Kfz-Werkstätten samstags zwar offen, aber ohne Mechaniker! Die auf Hochglanz politierten italienischen Flitzer kann man natürlich begutachten, aber Ölwechsel oder Sonstiges findet nicht statt.
Der Herr Kfz-Verkäufer sieht unser Dilemma und bietet uns an, bis Montag, auf dem Gelände des Autohauses zu stehen. Noch besser, das war natürlich einer unserer bevorzugten Optionen für diese Reise, Wildcampen auf dem Gelände einer Kfz-Werkstatt!
Wie fahren zur Vertragswerkstatt 1,5 Kilometer weiter und versuchen hier unser Glück. Schon beim Befahren des Autohaus-Parkplatz sehen wir mehrere Wohnmobile. Ein gutes Zeichen! Die wissen sicher was zu tun ist.
Aber, auch hier ist Samstag und somit weit und breit kein Mechaniker zu sehen. Wie schon beim ersten Versuch ist auch hier nur ein stylischer Verkäufer im edlen Anzug zu sehen. Dieser verweist uns auf Montag und empfiehlt uns ebenfalls nicht mehr weiter zu fahren.
Was nun? Weit und breit kein Campingplatz oder Wohnmobil-Stellplatz und auf einem Firmengelände einer Kfz-Werkstatt stehen ohne Strom und Wasser? Auf gar keinen Fall!
Zum Glück gibt es im Stadtzentrum ein Hotel. Kein Urlaubs-Wellness-Tempel eher ein Businesshotel, aber gut. Dann mieten wir uns zwei Nächte hier ein und genießen zur Abwechslung mal ein großes Bett, Bad und Frühstücksbüffet. Leider haben wir jetzt noch das Problem zu lösen, wo dieses Fahrzeug parken? Auf dem normalen Parkplatz des Hotels passen natürlich keine Acht-Meter-Wohnmobile.
Erstmal packen wir schnell ein paar Klamotten, Kosmetik und unsere technischen Gerätschaften zusammen und ziehen um. Die gerade erst gekauften Lebensmitteln müssen natürlich weiterhin gekühlt werden, also wird die Gasflasche zum Betreiben des Kühlschranks eingeschaltet.
Nach langem hin und her sowie deuten der schwedischen Parkverbotsschilder stellen wir unser Wohnmobil in unmittelbarer Nähe des Hotels, direkt vorm Stadhuset, in einer Kurzparkzone ab (irgendwie fühlen wir uns bzw. unser Hab und Gut an diesem Ort sicher). Zu unserem Glück gilt am Wochenende die Beschränkung der Parkzeit nicht.
Fortsetzung folgt…